Elif Shafak, Das Flüstern der Feigenbäume, Kein & Aber 2021
Die 16-jährige Ada lebt mit ihrem Vater Kostas in London. Nach dem Tod ihrer Mutter hüllt er sich voll und ganz in Schweigen, weigert sich, ihr über ihre zyprischen Wurzeln zu erzählen. Nur mit seinem Feigenbaum im Garten, welchen er mit aller Liebe hegt, spricht er sich aus.
Doch Ada lässt nicht nach, und sie deckt über verschiedenste Wege die Geheimnisse ihrer Familie auf und lässt sich in die Zeit um 1974, dem griechisch-türkischen Bürgerkrieg in Zypern eintauchen – eine Zeit, in welcher Menschen verschwanden, und Nachbarn plötzlich zu Feinden wurden. Sie beginnt auch, den Tod ihrer Mutter zu verstehen, und ihren eigenen Umgang mit sich und ihrer Familiengeschichte zu finden.
Elif Shafak vermag es, sehr berührend die Geschichte von Zypern näher zu bringen, und gleichzeitig auch aufzuzeigen, wie diese sich in die nächste Generation auswirkt. Traumatas, welche nicht überwunden werden können, Verluste, welche zerstörend wirken, und daneben die tiefgründige, zur Zeit des Bürgerkrieges verbotene Liebe – zwischen Kostas und Defne, einer Türkin und einem Griechen – sowie ich zwischen dem schwulen Wirtepaar.
Und: Der Einblick ins Leben der 16-jährigen Ada in ihrem Übergang zum Erwachsensein, im Umgang mit dem Verlust der Mutter und auch mit sich selbst mit ihren unterschiedlichsten Wurzeln.
Ein in jeder Hinsicht lesenswertes Buch!