Veranstaltung DO 3. April 2025 in Bern „Vererben und Erben: mehr als eine Frage des Geldes“

Wenn Familien über das Vererben und Erben reden – oder nicht darüber reden –, geht es meist um starke Gefühle. Alte Brüche können sichtbar werden, Verletzungen wieder hochkommen: Das kann zu Konflikten führen.
Gerade in diesen Situationen lohnt es sich, zu fragilen Beziehungen besonders Sorge zu tragen. Mit der Begleitung durch eine Mediatorin oder einen Mediator gelingt es leichter, all das, worum es den Beteiligten im Kern geht, zu klären. Zudem können solche Gespräche mit einer vermittelnden Drittperson dabei helfen, dass alle Beteiligten passende Regelungen finden.

Veranstaltungsprogramm  vom DO 3. April 2025 „Vererben und Erben: mehr als eine Frage des Geldes“:
12.15h – 14.10h Film «Wir Erben» im Kino Rex Bern
14.30h – 17.30h Fachveranstaltung im Berner Generationenhaus

Infoflyer

Sind Sie interessiert? So melden Sie sich an unter info@altersmediation-bern.ch!
Wir freuen uns, Sie an unserer Veranstaltung kennenzulernen!

BFS-Aktuell – Mediationen in Jugendstrafverfahren 2020-2023

Am 18. Juni 2024 wurde die neue Statistik zu Strafurteilen sowie auch Mediationen in Jugendstrafverfahren 2020-2023 veröffentlicht.

Seit 1.1.2011 können gemäss der Jugendstrafprozessordnung (Art. 17) im Jugendstrafrecht Mediationen anstelle von Strafverfahren eingesetzt werden. Sind also alle Parteien damit einverstanden, so kann ĂĽber eine Mediation versucht werden, …
… die Geschichte zu klären,
… zu eine VerantwortungsĂĽbernahme und Wiedergutmachung zu gelangen,
… Abmachungen bezĂĽglich des kĂĽnftigen Umgangs (direkt oder virtuell) zu finden und
… eine Kommunikationsregelung gegenĂĽber dem Umfeld zu finden.
Diese Punkte werden in einer Mediationsvereinbarung festgehalten und unterschrieben. Gelingt dies, kann das Strafverfahren eingestellt werden.

=> Wie die statistischen Zahlen zeigen, wird dieser restaurative Weg insbesondere in der Romandie immer häufiger gewählt und bei verschiedensten Straftaten angewendet.

 

BFS: Mediationen in Jugendstrafverfahren gemäss der Jugendsanktionsvollzugsstatistik, 2020 bis 2023

 

 

Jugendliche in Not

Es gibt unterschiedlichste Gründe, weshalb Jugendliche in Not geraten können. Nicht selten spielen soziale Gründe mit rein wie Nicht-Dazugehören, Beziehungsbrüche, Diskriminierungen, Konflikte, Streit, Erwartungsdruck, etc.
Hier ist es auch möglich, entweder mit allen Beteiligten im Rahmen einer Mediation zu arbeiten, oder Jugendliche in Form einer systemischen Beratung/Supervision in ihrer Situation zu unterstützen.

Was bedeutet schon Familie?

Familien zu beschreiben, ist oft sehr subjektiv. Gehören in Patchwork- und Regenbogenfamilien, Mehrgenerationenhäusern und WGs alle Beteiligten zur Familie? Was wohl fĂĽr alle stimmt: „Eine Familie ist eine Gruppe von Menschen, welche irgendwie zusammengehört, einander respektieren und fĂĽreinander Verantwortung ĂĽbernehmen.“

Heute gibt es verschiedenste Kombinationen, und manchmal ist das Konstrukt auch ganz schön komplex. Je vielfältiger die Gemeinschaft und je unterschiedlicher die Rollen, desto häufiger braucht es auch Klärung untereinander. Wer ist für was zuständig, wer darf was und für wen entscheiden, welche Erwartungen bestehen aneinander und wie resp. von wem können diese auch erfüllt werden.

Grad hier kann es sich manchmal lohnen, innerhalb einer Mediation allen Beteiligten die Möglichkeit zu geben, sich einzubringen, und gemeinsam sein Familienkonstrukt zu definieren und zu verstehen.

Oh sorry! … oder braucht es doch mehr?

Das Wort «Sorry» brauchen wir stetig, manchmal auch reflexartig. Es ist bei uns zu einem Zeichen von respektvollem Umgang geworden. Merke ich, dass ich jemandem im Wege stehe oder meine Einkaufstaschen weitere Einkaufenden einen Bogen lassen mache, so sage ich «sorry», auch wenn ich eigentlich nichts falsch gemacht habe.

Wie ist es aber, wenn es um eine echte Entschuldigung geht? Reicht es da, einfach «Oh sorry!» zu sagen?

Roy Lewicki führte dazu mit seinem Team in den USA verschiedenste Studien durch, in welchen er prüfte, welche Elemente eine effektive Entschuldigung beinhalten sollte. Die Resultate zeigten, dass eine Entschuldigung viel mehr als nur das Wort «sorry» umfassen sollte.

Sechs Elemente sind dabei besonders wirkungsvoll:

  1. Bedauern fĂĽr das Vorgefallene ausdrĂĽcken
  2. Erklärung des eigenen Fehlverhaltens
  3. Verantwortung fĂĽr seinen eigenen Anteil ĂĽbernehmen
  4. Reue zeigen, d.h. etwas daraus gelernt zu haben und dies folglich nicht mehr zu tun
  5. Angebot einer Wiedergutmachung
  6. Bitte um Entschuldigung

… und wenn wir dabei dem Gegenüber noch in die Augen schauen und unsere Hand als Zeichen für einen Händedruck ausstrecken, so haben wir gute Chancen, dass die Bitte um Entschuldigung angenommen wird. Da fällt uns bestimmt ein Stein vom Herzen!

Lewicki/Polin/Lount (2016), An Exploration of the Structure of Effective Apologies, Negotiation and Conflict Management Research Journal

In Erinnerung an Ted Scapa (1931-2023)

Wir erinnern uns stetig an dich und vermissen dich so grossartigen Menschen. Jede Begegnung mit Ted Scapa war berĂĽhrend und bereichernd. Herzlichen Dank dir, fĂĽr all die Farbe, welche du in unser Leben und unsere Herzen brachtest!

Rezitativ

Toni Morrison, Rezitativ, Rowohlt 2023

Toni Morrisons spielt in dieser Erzählung mit unserer Wahrnehmung und unseren eigenen Bildern und Prägungen. Welche der beiden Hauptfiguren ist schwarz, und welche ist weiss?

Twyla und Roberta begegnen sich als Achtjährige im Kinderheim. Sie werden Vertraute, geben einander Halt und Trost. Sie sind unzertrennlich, doch später verlieren sie sich aus den Augen. Zufällig begegnen sie einander immer wieder, erst in einem Diner, dann im Supermarkt und bei einer Demonstration. Sie stehen in jeder Hinsicht auf verschiedenen Seiten und sind sich uneinig über die wichtigsten Fragen – trotzdem fühlen sich die beiden Frauen einander tief verbunden.

Dieses Buch lässt uns über Vorurteile, Wertungen und eigene Prägungen nachdenken. Wie offen und wertfrei sind wir? Welche Bilder tragen wir in uns mit? Welchem Bild entsprechen wir selbst oder wollen wir von uns abgeben?

Morgen, morgen und wieder morgen

Gabrielle Zevin, Morgen, morgen und wieder morgen, Eichborn 2023

Mitte der 90er-Jahre in Massachusetts: An einer U-Bahn-Station trifft Sadie, hochbegabte Informatikstudentin und angehende Designerin von Computerspielen, ihren früheren Super-Mario-Partner Sam wieder. Die beiden beginnen, gemeinsam an einem Spiel zu arbeiten, und schnell zeigt sich, dass sie nicht nur auf freundschaftlicher, sondern auch auf kreativer Ebene ein gutes Team sind. Doch als ihr erstes gemeinsames Computerspiel zum Hit wird, brechen sich Rivalitäten Bahn, die ihre Verbundenheit zu bedrohen scheinen.

Ein Jahrzehnte umspannender Roman über Popkultur und Kreativität, Wagnis und Scheitern, über Verlust und über die Magie der Freundschaft.

Dieses Buch lässt einem eintauchen in die Welt der Game-Entwickler*innen und zeigt auf, dass hinter den Gamegeschichten Lebensgeschichten stecken. Sadie und Sam wachsen einem ans Herz. Gleichzeitig lassen einem die verschiedenen Details ihrer Freundschaftsgeschichte oft schmunzeln und an selbst Erlebtes erinnern.

Das Buch lässt uns die Computergames von einer anderen Seite betrachten. Zudem tut es uns Eltern von gamenden Kindern gut zu erfahren, dass das Zwischenmenschliche beim Gamen nicht verloren gehen muss, sondern darin lebt. Gerne wĂĽsste ich, wie es Sadie und Sam heute geht …

Tag der Mediation 2023

Passend zum heutigen Tag der Mediation – 18. Juni – hat unser Schweizerische Dachverband ein einheitliches CI unter Federation Suisse Mediation FSM. Die Brücke ist geschlagen, und wir Mediator*innen der Schweiz treten unabhängig der Sprachregion einheitlich auf!

Dieses einheitliche Auftreten wiederspiegelt unser gemeinsames Engagement im Bereich der Mediation. Wir begleiten alle Menschen darin, in ihren Konflikten und Krisen zu passenden Lösungen zu finden, einen Schritt weiterzukommen und im Rahmen Restaurativer Prozesse zu Klärungen und Wiedergutmachungen zu gelangen, welche etwas verändern. Jede Mediation wird dabei den Beteiligten und ihrer Geschichte angepasst und ist einzigartig.

Analog zum Armbruch, wo es nebst dem Arzt meist auch weitere Fachpersonen wie Pflege, Physio etc. benötigt, braucht es auch in Konflikten und Restaurativen Prozessen oft das interdisziplinäre Zusammenspiel unter uns Fachpersonen.
So möchte ich heute, am Tag der Mediation, Ihnen allen Fachpersonen der KESBen, Sozialdienste, Jugendanwaltschaften, Arzt- und Therapiepraxen, Anwält*innen, Opferhilfestellen, etc. für die gute Zusammenarbeit danken! Ein tragendes Netz hilft nicht nur unseren Klient*innen, sondern bereichert auch uns in unserer Arbeit. MERCI!

Das Flüstern der Feigenbäume

Elif Shafak, Das Flüstern der Feigenbäume, Kein & Aber 2021

Die 16-jährige Ada lebt mit ihrem Vater Kostas in London. Nach dem Tod ihrer Mutter hüllt er sich voll und ganz in Schweigen, weigert sich, ihr über ihre zyprischen Wurzeln zu erzählen. Nur mit seinem Feigenbaum im Garten, welchen er mit aller Liebe hegt, spricht er sich aus.

Doch Ada lässt nicht nach, und sie deckt ĂĽber verschiedenste Wege die Geheimnisse ihrer Familie auf und lässt sich in die Zeit um 1974, dem griechisch-tĂĽrkischen BĂĽrgerkrieg in Zypern eintauchen – eine Zeit, in welcher Menschen verschwanden, und Nachbarn plötzlich zu Feinden wurden. Sie beginnt auch, den Tod ihrer Mutter zu verstehen, und ihren eigenen Umgang mit sich und ihrer Familiengeschichte zu finden.

Elif Shafak vermag es, sehr berĂĽhrend die Geschichte von Zypern näher zu bringen, und gleichzeitig auch aufzuzeigen, wie diese sich in die nächste Generation auswirkt. Traumatas, welche nicht ĂĽberwunden werden können, Verluste, welche zerstörend wirken, und daneben die tiefgrĂĽndige, zur Zeit des BĂĽrgerkrieges verbotene Liebe – zwischen Kostas und Defne, einer TĂĽrkin und einem Griechen – sowie ich zwischen dem schwulen Wirtepaar.

Und: Der Einblick ins Leben der 16-jährigen Ada in ihrem Übergang zum Erwachsensein, im Umgang mit dem Verlust der Mutter und auch mit sich selbst mit ihren unterschiedlichsten Wurzeln. 

Ein in jeder Hinsicht lesenswertes Buch!